Wut-Empathie: Verstehen, Verbinden, Verändern-Ein Workshop auf dem Festival für Zunkünfte

Kürzlich hatten Vee und Natalia das Privileg, auf dem Festival für Zukünfte in Wolfsburg einen Workshop anzubieten, der sich mit einem oft unterschätzten Aspekt menschlicher Emotionen befasste: Wut und Wut-Empathie. In diesem Beitrag tauchen wir tiefer in das Konzept der Wut-Empathie ein und beleuchten, wie diese emotionale Verbindung nicht nur individuelle Empfindungen, sondern auch soziale Dynamiken und gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen kann.

Festival der Zukünfte 2023 Bild von Anastasia Vukmirovic

Wut-Empathie: Eine Alarmsirene und eine Brücke: Wut-Empathie ist weit mehr als nur eine Emotion. Sie ist eine alarmierende Reaktion auf Ungerechtigkeit, Missbrauch oder Diskriminierung – ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es zeigt uns, dass wir moralisch und emotional auf eine Situation reagieren, die unsere ethischen Grundlagen herausfordert. Die Wut ruft uns zur Handlung auf und fordert uns auf, zu hinterfragen, zu verändern und zu unterstützen.

Hier kommt die Wut-Empathie ins Spiel. Sie ermöglicht es uns, uns in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, ihre Perspektiven zu sehen und gemeinsam mit ihnen zu empfinden. Wut-Empathie kann eine Brücke zwischen individueller Erfahrung und kollektivem Handeln schlagen. Über das Konzept von Wut-Empathise schreibt auch die Autorin Ciani-Sophia Hoeder in dem Beitrag „Wir brauchen mehr Wut-Empathie“.

Es ist wichtig zu erkennen, dass Wut zwar ein mächtiger Antrieb sein kann, aber auch ihre Grenzen hat. Indem wir Wut-Empathie praktizieren, zeigen wir nicht nur Mitgefühl, sondern erinnern uns daran, dass jeder Mensch unterschiedlich auf Wut reagiert. Ein einfühlsamer Ansatz erlaubt es uns, in Zusammenarbeit mit anderen zu agieren, anstatt bloß Mitleid zu empfinden.

Ein bedeutendes Beispiel ist, wie wir mit Opfern von Gewalt umgehen. Anstatt sie nur zu bemitleiden, kann Wut-Empathie uns dazu bewegen, tatsächliche Hilfe anzubieten – sei es in Form von emotionaler Unterstützung oder praktischer Hilfe, um die Situation zu verändern.

Wut, Macht und Privilegien: Der Workshop betonte auch die enge Verbindung zwischen Wut, Macht und Privilegien. In einer Welt, in der manche Menschen eher gehört werden als andere, können privilegierte Individuen ihre Stimme nutzen, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Die Möglichkeit, wütend sein zu dürfen, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen, ist ein Privileg, das nicht allen zuteil wird.

Der Workshop ermutigte dazu, sich bewusst zu sein, wie Ungleichheiten die Wahrnehmung von Wut beeinflussen können.

“Eine Welt, in der Individuen sich nicht nur über ihre eigenen Belange ärgern, sondern sich auch für die Bedürfnisse von anderen einsetzen, ist wahrhafte Fürsorglichkeit. Wir sind erst frei, wenn alle frei sind. Erst, wenn jede Person in unserer Gesellschaft auf Diskriminierung oder Gewalt hinweisen kann, ohne das sie als inhärent irrational oder als viel zu emotional stigmatisiert wird, leben wir in einer gerechteren Welt.”

Ciani-Sophia Hoeder
 Festival der Zukünfte 2023 Bild von Anastasia Vukmirovic

Workshop-Ablauf: Empathie in Aktion: Der Workshop bot den Teilnehmern einen strukturierten Raum, um Wut-Empathie zu erforschen und anzuwenden. Von anfänglichen Erwartungen über Reflexionen bis hin zu praktischen Übungen wurde der emotionale Bogen gespannt:

  1. Input und Erwartungen: Die Teilnehmer*innen begannen mit einer Vorstellung und dem Teilen ihrer Erwartungen für den Workshop.
  2. Reflexion und Zugang zur Wut: Eine Reflexion ermöglichte es den Teilnehmer*innen, ihre eigenen Erfahrungen mit Wut zu erkunden.
  3. Zweiergespräche: Teilnehmer*innen diskutierten über Wut im Kontext ihrer Kindheit und ihrer allgemeinen Gefühle.
  4. Szenarien: Durch praktische Szenarien wurde die Anwendung von Wut-Empathie in verschiedenen Situationen geübt.
  5. Reflexion und Veränderung: Am Ende reflektierten die Teilnehmer*innen darüber, wie Wut-Empathie Veränderungen herbeiführen kann.

Fazit: Der Workshop zur Wut-Empathie auf dem Festival für Zukünfte bot eine einzigartige Gelegenheit, tiefer in die emotionalen Ebenen der menschlichen Erfahrung einzutauchen. Die Fähigkeit, Wut-Empathie zu praktizieren, eröffnet Möglichkeiten, Verständnis und Unterstützung zu fördern und gleichzeitig soziale Veränderungen anzustoßen. Indem wir gemeinsam wütend werden, können wir zu einer gerechteren und einfühlsameren Welt beitragen, in der Freiheit und Empathie für alle gleichermaßen zugänglich sind.

Beitrag von Vee Hoffmann und Natalia Dill
31.08.2032

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