What do we want? – Climate Justice!

Ich befinde mich in einem großen Raum. Etwa 50 Stühle sind im Kreis angeordnet. In wenigen Minuten werden Menschen aus Tansania, Algerien, Indien, China und Deutschland darauf sitzen. In jedem einzelnen brennt die Frage: „Was tun für Climate Justice, für Klimagerechtigkeit?“ Tansania kämpft mit ausbleibenden Regenfällen und anhaltender Dürre, Algerien mit immer heißeren Temperaturen, die an der 50°C-Grenze nagen, und selbst Deutschland bekommt häufiger Extremwetterereignisse zu spüren.

Zusatzinfo: Diese Erfahrungen wurden bei der Exkursion zum Projekt „Change Climate Change“ gesammelt. Der hier beschriebene Workshop hat vom 10. bis zum 12.11.2017 parallel zur COP 23 in der Jugendakademie Walberberg bei Bonn stattgefunden. Für die Organisation war diese gemeinsam mit der NGO Germanwatch verantwortlich.

Der Raum füllt sich, Einzelgespräche liegen in der Luft. Kurz darauf eröffnen die beiden Moderatorinnen Tanja und Anne die große Kennenlern-Runde. Die vielen Sprachen, die vorher durch den Raum gehallt sind, vereinen sich im Englischen. Inhalte der nächsten Tage sind die COP23, die Klimakonferenz, welche zeitgleich in Bonn stattfindet, und die Probleme in den einzelnen Ländern aus der jeweiligen Perspektive. Aber die für mich wirklich spannenden Gespräche ergeben sich zwischen Inputphasen und großen Diskussionsrunden, wie zum Beispiel bei einem mittäglichen Spaziergang durch den angrenzenden Wald oder beim gemütlichen Zusammensitzen am Abend. Mich fasziniert zu sehen, wie Distanzen zwischen Menschen verschwinden, sobald sich Raum oder Situation verändern, wenn es in Kleingruppengespräche geht und die Themen frei sind.

Auch wir vom Studiengang Transformation Design gestalten Räume und Situationen mit: Am Samstag Vormittag moderieren wir fünf Workshops zu Landwirtschaft, Energie, Mobilität, Konsum und Lobbyismus. Ich werde den Moment nie vergessen, als sich ein Tansanier in unserer, der Konsum-Gruppe, die von uns in die Diskussion eingebrachten Graphen zum Wachstum ansieht: Abgebildet sind dort die kontinuierlich und exponentiell steigenden Mengen der Konsumgüter und Verbräuche von Ressourcen im Industriezeitalter. Er sieht sich diese Graphen besonders lange an, als könne er das einfach nicht glauben – oder als würde ihm gerade bewusst, dass der Lebensstil, der in vielen Teilen Europas bereits erreicht ist und den so viele Länder anstreben, für sein Land, das unter den negativen Folgen dieses Wachstums heute schon leidet, vielleicht nie erreichbar sein wird.

Im Laufe des Wochenendes wird deutlich, dass wir enorm viel voneinander lernen können, wenn wir uns die herumschwirrenden Begriffe gegenseitig gut erklären. Zum Beispiel nachhaltiger Konsum: Der Begriff ist in vielen Teilen der Welt, auch in Afrika, unbekannt. Konsum ist vor allem in den Industrieländern nicht nachhaltig geworden: Lokal konsumieren – in Tansania gibt es fast nichts anderes. Upcycling oder Reparieren – dort ganz normaler Alltag. Second Hand Kleidung – „Ich trage die Kleidung meines Vaters und bin stolz darauf“ (Benwala). Was sich bei uns gerade zu einem Nachhaltigkeits-Trend entwickelt, ist für andere Alltag, geübte Praxis. Das verbindet uns: Auf einmal sind wir alle gleich mit gleichen Zielen.

What do we want? – Climate Justice

Ein Text von Mona Hofmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

achtzehn + zehn =